Feuerwehr Freiröttenbach

Freiröttenbach

Chronik des Ortes Freiröttenbach

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Freiröttenbach hat seinen Namen von dem Röttenbach, der oberhalb des Ortes entspringt und in südlicher Richtung über Großbellhofen der Pegnitz zueilt. In alter Zeit ist der Ort meist nur als Rottenbach überliefert und kann deswegen nicht immer von anderen Orten diesen Namens unterschieden werden. Der erste eindeutige Nachweis stammt aus einem Nekrolog des Bamberger Doms von 1313/ 11316: „… Rotenbach quod fulgariter dicitur Frienrottenbach, et est situm iuxta castrum Rotenberge.“ (Rotenbach, welches gewöhnlich Frienrotenbach heißt, und ist gelegen neben der Burg Rotenberge. Gemeint ist der alte Rothenberg).

Im Jahre 1639 zählte man hier 10 Höfe und Güter; ein Seelenverzeichnis der Pfarrei Kirchröttenbach von 1662 führt 15 Haushalte an mit 11 Katholiken und 52 Lutheranern. Der Ort gehört zum Pfarrsprengel von Kirchröttenbach und damit zur sog. „Schwouwa“, die seit dem Mittelalter eng mit dem Markt Schnaittach verbunden ist. In den folgenden Jahrzehnten wurde im Zuge der Gegenreformation in der Herrschaft Rothenberg, in der Freiröttenbach lag, das katholische Glaubensbekenntnis wieder hergestellt. Nach dem Grundsatz „cuius regio, eius religio“ (wessen Gebiet, dessen Religion) bestimmte der damalige Kurfürst Maximilian I. von Bayern, als Landsherr seit 1629, die Rückkehr zum katholischen Glauben. Danach hat sich das Überwiegen der Katholiken bis heute gehalten.

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Katholische Kirche St. Wallburga in Kirchröttenbach

Lillinghof hieß ursprünglich Leinlach (=Leintuch), wahrscheinlich nach einem Flurstück, das die Form eines Tuches hatte. Erst später hing man die Endung „-hof“ an. Als das Wort „Leinlach“ nicht mehr verstanden wurde, machte man in Anlehnung an den unweit entfernten, alten Ort Lilling einen „Lillinghof“ daraus. Es blieb mit vier Anwesen bevölkerungsmäßig praktisch unverändert.

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Blick auf Lillinghof und Gasthaus zur schönen Aussicht in Lillinghof

Als dritter und mit zwei Anwesen kleinster Ortsteil findet sich die „Schäferhütte“, deren Namensursprung unschwer zu erraten ist. Wie bereits erwähnt, gehörte Freiröttenbach zum Herrschaftsgebiet Rothenberg. Von dort aus wurde auch für die Durchführung der wirtschaftlichen Maßnahmen der Regierenden von München und Amberg gesorgt.

Die ersten bekannten Herren von Rothenberg, die Reichsritter Hiltpolt, Luitpold und Otnand von Rothenberg (seit 1254 urkundlich erwähnt), wohnten aber nicht auf dem heutigen Rothenberg, sondern gegenüber auf dem jenseits der Schnaittach gelegenen „alten Rothenberg“ (heutiger Reisberg). Dieses „Castellum Rothenperge“ wurde 1301 zerstört und die Rothenberger Ritter bauten sich eine neue Burg auf der gegenüberliegenden Seite, dem Juraberg.

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Die Festung Rothenberg über Schnaittach

Im Jahre 1360 wurde der Rothenberg an den König von Böhmen und deutschen Kaiser Karl IV. verkauft. Er hatte auch die Lehensherrschaft über die Nürnberger Burg erworben. Damit hatte der Kaiser eine wichtige Station auf dem Weg von seinen böhmischen Stammlanden zur Kaiserstadt Frankfurt am Main. 1401 verlor sein Sohn König Wenzel den Rothenberg an seinen Gegenkönig Rupprecht von der Pfalz.

Im Jahre 1662 ging er durch Kauf endgültig an Kurbayern über. Mit Nürnberg gab es des öfteren Auseinandersetzungen über die Zuständigkeit hinsichtlich der Blutgerichtsbarkeit oder „Fraisch“. Um die Grenze für alle Zeiten fest zulegen, setzte man rings um das Rothenberger Gebiet 48 Grenzsteine (Fraischsteine), die zum Teil heute noch vorhanden sind. Diese Fraischgrenze verlief genau am nördlichen Ende von Freiröttenbach in Richtung St. Martin, d.h. Lillinghof fiel nicht mehr in den Einflussbereich Schnaittachs.

Die Bewohner Frienrotenbachs mussten den jeweiligen Herren Abgaben leisten, sei es in Naturalien oder Steuern.

Während sich in vielen Orten um Schnaittach Zünfte mit Handwerksmeistern bildeten, gab es in Freiröttenbach fast ausschließlich Bauern. Sie bekamen ab dem 17. Jahrhundert die Feindschaft zwischen der Rothenberger Herrschaft und den Nürnbergern zu spüren, da der bayerische Staat ihnen verbot, Vieh oder Getreide, das sie auf dem Schnaittacher Markt nicht absetzen konnten, in Lauf oder Nürnberg anzubieten. So mussten sie zu den Märkten in Amberg, Auerbach oder Neumarkt, wo sie nicht nur weniger Geld erhielten, sondern auch höhere Beförderungskosten in Kauf nehmen mussten. Aus einem Bericht des Schnaittacher Pflegeverwalters 1871 ist zu entnehmen: „… die ganze Nachbarschaft ringsum ist evangelisch-lutherisch und daher können die katholischen Untertanen mit der Nachbarschaft in immobilibus (=Liegenschaften) keinen Verkehr treiben, sondern das Landvolk muss alles übereinander hockend bleiben.“

Diese Abgrenzung, sichtbar durch die Fraischsteine, betraf sogar die Bevölkerungspolitik: die meisten Bewohner suchten sich ihre Ehepartner innerhalb dieser Grenzsteine, wobei die Freiröttenbacher bezüglich Lillinghof und der nördlich gelegenen Ortschaften auch mal eine Ausnahme machten. Aber auch hier war ein etwaiger Blutzufluss von der protestantischen Umgebung unterbunden. Erst im 19. Jahrhundert veränderten sich diese festen Strukturen, wirtschaftlich gesehen vor allem durch das neue landwirtschaftliche Gewerbe des Hopfenanbaus.

Freilich waren die Erträge aus den Hopfenernten, genau wie heute, bereits im 19. Jahrhundert unsicher und wechselnd. Daher auch der Ausspruch „der Hopf is a Tropf“. Bei guter Ernte gab es niedrige Preise, bei schlechter Ernte wurden oft Höchstpreise erzielt. Im Jahr 1860 baute man in der Schnaittacher Markung 475 Ztr. Hopfen mit einem durchschnittlichen Preis von 227 Gulden pro Zentner an. 1861 war eine Rekordernte, sodass der Zentner nur 44 Gulden brachte. Der Hopfenanbau wurde sogar zur landwirtschaftlichen Haupterwerbsquelle im Schnaittacher Gebiet, welches heute noch im Mittelpunkt des sog. Hersbrucker Gebirgshopfens steht. Der Hopfenanbau in Freiröttenbach hat sich in den letzten Jahren jedoch auf drei Hopfenplanzer mit wenigen Hektar reduziert. Im Jahre 1970 erforderte ein durch die Hopfentrocknungsanlage verursachter Brand im Anwesen der Familie Kastner einen der größten Einsätze für die Feuerwehr Freiröttenbach.

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Das grüne Gold

Durch Entschließung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren vom 28. Juni 1971 wurde Freiröttenbach mit Lillinghof und der Schäferhütte in den Markt Schnaittach eingegliedert. Damit wurde das im Jahre 1818 eingeführte Selbstverwaltungsrecht, nach dem die Landgemeinden einen frei gewählten Gemeindeausschuss aufstellen durften, wieder aufgehoben. Heute, 1985, zählt der Ort mit 16 Höfen und anderen Anwesen insgesamt ca. 210 Einwohner.

Bereits zwei Jahre vor der Eingemeindung wurde die „Volksschule“ Freiröttenbach, die noch acht Jahrgangsstufen in einem Klassenzimmer vereinigte und von einem einzigen Lehrer betreut wurde, aufgelöst. Die Kinder besuchen seitdem die Grund- und Hauptschule Schnaittach. Das im Jahr 1912 erbaute Schulhaus stand bereits während der letzten Kriegsjahre 1942 bis 1945 leer, da die Freiröttenbacher Kinder in Kirchröttenbach unterrichtet wurden. Seit 1969 dient das ehemalige Schulhaus verschiedenen Zwecken.

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Blick von Lillinghof kommend auf Freiröttenbach

Heute zum 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Freiröttenbach sind folgende Veränderungen und Ergänzungen fest zu halten:
Es existieren nur noch drei Höfe, einschließlich eines landwirtschaftlichen Anwesens in Lillinghof, mit Vollerwerbslandwirtschaft. Heute, 2010, zählt Freiröttenbach 172 Einwohner und 51 Hausnummern. Das ehemalige Schulhaus befindet sich seit 1989 in Privatbesitz und dient nun als Wohnhaus.
Bereits 1964 wurde die ehemalige Schotterstraße von Lillinghof/ Flugplatz bis zur Gemeindegrenze Simmelsdorf durch eine geteerte Straße ersetzt.
1973 erhält Freiröttenbach Anschluss an die Trinkwasserversorgung der Riegelsteingruppe. In diese Baumaßnahmen eingebunden war auch die Errichtung eines Feuerlöschteichs auf dem ehemaligen Gelände des Sportplatzes der Grundschule Freiröttenbach.
1993 wird der Schönungsteich am Ortsrand Freiröttenbachs errichtet, da Freiröttenbach in den Jahren 2000 bis 2001 einen Kanalanschluss an die Kläranlage in Großbellhofen erhält.
1997 findet in Freiröttenbach ein „Tag des offenen Hofes“ der Kreiszuchtgenossenschaft statt.
10 Jahre dauert das Flurbereinigungsverfahren an, welches 1998 begonnen wurde. Eine Abschlussfeier mit Präsentationen, Gegrilltem und Getränken für alle Freiröttenbacherinnen und Freiröttenbacher bildet im Juni 2008 den Abschluss.
Im Jahr 2007 entschließen sich mehrere Jugendliche aus Freiröttenbach, die alte Kirwa-Tradition wieder aufleben zu lassen, die seit über 35 Jahren eingeschlafen und vergessen schien. Im Herbst 2009 finden sich 9 Kirwapaare, die den aufgestellten Kirwabaum austanzen. Dabei finden sich viele Zuschauer aus Nah und Fern ein, um diesem Spektakel bei zu wohnen. Somit erlebte eine fast vergessene, alte, wunderbare Tradition ihre Auferstehung und in Freiröttenbach darf man sich wohl auch noch in vielen Jahren auf das letzte September-Wochenende, die „Freireimbecher Kirwa“ freuen!

Herzlichen Dank an Anita Kastner und Erwin Kraisel, die sich die Mühe gemacht haben und die Chronik bis 1985 bzw. bis heute verfasst haben!

Freiröttenbacher Impressionen:

Lassen Sie sich auf einen virtuellen Spaziergang durch unser beschauliches Freiröttenbach einladen….

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 Blick auf den Ortseingang von Freiröttenbach von Schnaittach aus kommend

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links: Segelflugplatz in Lillinghof